Es war am Ende eines Workshops für "fotogena" im Contel Darmstadt, als mir die Idee zu den Bildern kam. Im Gang vor dem Seminarraum hing ein Bild, das sich als Hintergrund anbot, denn die Farben des Gemäldes und das Outfit wie auch die Haarfarbe unseres Models Olya passten zueinander wie der "auf den Eimer". Dazu war das Kunstwerk auch noch mit einem Halogenstrahler beleuchtet, also einer Kunstlichtquelle, die beim Blitzgebrauch den Hintergrund noch wärmer erscheinen ließ. Die Aufgaben wiederholen sich, denn nicht das Thema wechselt, sondern die Teilnehmer! Wir kennen das vom Bericht "Anstieg oder Fall", gegenläufige Bewegungen bringen Spannung und Dynamik ins Bild. Die Teilnehmer entschieden sich, wenn denn überhaupt eine Entscheidung anstand, auf die Variante mit dem Autofokuspunkt links oben. Ergebnis war ein Bild, das den Hintergrund nicht optimal einbezog, Körper- und Blickrichtung gingen ins Bild hinhein und brachten keine Spannung. Ich schlug vor, den AF-Punkt nach rechts oben zu setzen. Im Ergebnis verband sich nun die Hintergrundfarbe mit der Haarfarbe, die Blende 1,2 sorgte dafür, dass der Hintergrund auf die Farbe reduziert blieb, der Blitz neutralisierte den Hautton, ohne aber die Lichtsituation zu zerstören, die nun nötige Kopfdrehung zum Fotografen zauberte eine feine Lichtlinie auf die Nase und die Wangenkante. Und der AF-Punkt auf dem rechten Auge rückte das Model nach rechts, die Körperrichtung zeigte vorwärts zum rechten Bildrand, aus dem Bild heraus. Die Blickrichtung aber ging rückwärts gegen die Körperrichtung, Spannung und Dynamik ins Bild zu bringen war erreicht.
Das erinnert mich an meinen Deutschlehrer, der bei der Bildbesprechung immer wissen wollte "Was hat sich der Maler dabei gedacht".
Nix!
Denn wer dabei denkt, verkrampft und versucht zu konstruieren. Das ist wie immer im Leben. Zuhören, zuschauen, nachvollziehen, üben-üben-üben-üben. Und irgendwann geht es in Fleisch und Blut über, man macht es automatisch. Der Fotograf hat im Gegensatz zum Maler nicht immer die Zeit, erst eine Skizze zu machen und dann zu Hause in Ruhe zu arbeiten, der Fotograf muss manchmal in Bruchteilen von Sekunden entscheiden. Alle, die das nicht können, sollten einen Film drehen und dann Bilder ausschneiden. Ob dann aber ein solches Portrait entsteht, wage ich zu bezweifeln :-))