Wenn heute irgend etwas passiert, das nicht in einen normalen Rahmen passt, so kommen im Fernsehen gleich „Experten“ zu Wort. Dabei wird häufig als Untermauerung der Ernsthaftigkeit ein „Institut“ genannt, dem der Experte vorsteht. Was nicht hinterfragt wird ist, ob dieses Institut vielleicht nicht nur aus dem Experten besteht und sonst keinerlei Reputation hat. Wichtig ist nur ein wichtiger Name.
In Deutschland sind wir alle (?) etwas sehr Experten gläubig. Da gibt es auch in der Fotografie den Experten, den Spezialisten, der nur Architektur, nur Food, nur Tiere, nur Portrait und nur People fotografiert. Eigentlich schade, denn in früheren Zeiten gab es auch Maler, die sowohl Stillleben und Landschaften als auch Portraits und Gruppen auf die Leinwand bringen konnten, die auch ein Kirchenfenster in Auftrag nahmen. Unterschieden haben die Maler allerdings das Material, das zum Thema passen musste und arbeiteten so mit Aquarellfarben, Gouache, Öl, Kreide, Kohle oder Tusche.
Die meisten Fotografen jedenfalls sind in Kategorien aufgeteilt und somit Experten, die meist nur eines können und so in einer Schublade stecken, aus der sie kaum herauskommen.
Warum der Exkurs?
Solange ich fotografiere, habe ich als Endprodukt ein Bild im Kopf gehabt und keine Fotokopie. Menschen haben Haut und Haare und nicht „den Hautton“. Den überlasse ich den Bratwürsten am Teutonengrill. Und die Porzellanhaut, die man nicht mehr streicheln kann, überlasse ich den Titelbildmachern.
Auch in der Tierfotografie gibt es den Unterschied zwischen Bild und Kopie. Ein schelmenhaftes Erdmännchen passt nicht als Kopie in ein Biologiebuch. Soll es aber ein Bild werden, so sehe ich kaum einen Unterschied zwischen einem Menschen- und einem Tierfoto.
Einziges Problem: Ich kann einem Tier wenige oder keine Regieanweisungen geben. Das vermeide ich aber auch beim Menschen nach Möglichkeit. Wer mit der Kamera beweglich ist und nicht den Menschen bis an die Schmerzgrenze bewegt, kommt bestimmt zu lebendigen Bildern. Ein Menschenbild sollte sich vom biometrischen Abbild unterscheiden.

Wo ist nun der Unterschied zwischen Mensch und Huhn, wenn beide klein sind und sich schlecht aus der Obersicht fotografieren lassen? Wo ist der Unterschied zwischen Mensch, Straußenvogel und Erdmännchen, wenn sie schelmisch gucken sollen? In allen Fällen sitzt der Autofokus auf dem Auge, die Kamera ist leicht verkippt, die Blende reduziert die Schärfe auf den Punkt und die Zeit richtet sich nach der Beleuchtung. Wo unterscheiden sich Mensch und Bison, wenn der Blick aggressiv sein soll? Wie unterscheidet sich der Löwe von mir (ich bin Löwe!)? Liege ich nun relaxed auf einem Ast und habe den schützenden Felsen über mir oder bin ich ganz oben und kann die Tatze (die Seele) baumeln lassen?

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